Die WU-Professoren Ulrich Berger und Jesús Crespo Cuaresma versuchen in ihrem Ökonomieblog im Online-Standard die selektive Risikokommunikation des Virologen Christian Drosten zu verteidigen und andere Sichtweisen zu delegitimieren. Das Kalkül, das eine als faktenbasiert und das andere als Fake darzustellen, geht bei genauerem Hinsehen nicht auf.
Hinweis: Die Kurzversion dieser Replik erschien am 22.10.2025 im Online-Standard.
Zunächst: Den beiden Ökonomen der Wirtschaftsuniversität Wien ist es anzurechnen, dass sie im Sinne einer Aufarbeitung noch einmal näher hingeblickt haben. Auch wenn das Motiv der Versuch war, einen unliebsamen Nachdenker über nachhaltiges Wirtschaften zu diskreditieren (beide beteiligten sich 2016 an der Schulbuch-Aktion) hilft ihr Beitrag, einige Phänomene der wissenschaftlichen und medialen (Risiko)Kommunikation während der Pandemie sichtbar zu machen.
Anlass ihres Beitrags war ein Artikel von mir auf cicero.de zu einem „Faktor 16“, um den Covid-19 „tödlicher“ als die Influenza gewesen sein soll und der von Drosten im bekannten NDR-Podcast in Umlauf gebracht wurde. Den Faktor hatte Drosten aus einem im September 2020 veröffentlichten Preprint einer internationalen Forschungsgruppe rund um Gideon Meyerowitz-Katz aus folgenden Bezugsgrößen errechnet: IFR für Covid-10 ist 0,8% und die IFR für Influenza ist 0,05%, ergibt den „Faktor 16“. Dass dieselbe Studie in einem 2. Szenario auch eine Covid-19-IFR von 0,3% anbot, kommunizierte Drosten nicht, letztere hätte lediglich einen Faktor 6 ergeben – zu ungefährlich, um ihn gleichberechtigt zu erwähnen? In einem Update des Preprints im Oktober 2020 und in der veröffentlichten Version vom Dezember 2020 sind allerdings beide Referenzzahlen für den Faktor 16 nicht mehr enthalten. Was mehrere Faktenchecker nicht davon abhielt, den „Faktor 16“ nach dessen Verschwinden hier und hier als Faktum und anderslautende Studienergebnisse als weniger plausibel darzustellen. Nicht wenigen Menschen hat dieser hohe Faktor Angst gemacht.
Statt auf meine Argumentation einzugehen, dass es auch andere Bewertungen des Risikos von Covid-19 gibt, die in eine öffentliche Risikokommunikation miteinbezogen gehören, unterstellen Berger und Crespo Cuaresma mir, ich hätte behauptet, dass „der wahre Faktor nahe bei 1 liege, eventuell ein klein wenig darüber“. Das steht nicht annähernd in meinem Text, dort steht, dass Studien mit niedrigeren IFR-Ergebnissen für die Influenza „der Wahrheit näherlagen“ als der Faktor 16. Diese Formulierung von mir umfasst ein Spektrum von „etwas gefährlicher“ bis zu einem Faktor 8 (liegt näher bei „etwas über eins“ als bei 16). Das ist ein Riesenunterschied und eine sehr unsachliche Verzerrung meiner Aussage.
Auch versuche ich nicht, „die Gefährlichkeit von Covid-19 kleinzurechnen“. Ich zitiere lediglich andere Ergebnisse, weil sie Teil einer vollständigen Risikobewertung und -kommunikation sind und diese nicht von einer Zahl, einem willkürlichen „Faktor 16“, dominiert werden sollte. Meine erste Hauptaussage war somit, dass Drosten sich früh auf eine IFR für Covid-19 festgelegt hat und weder auf die Limitierungen dieses Werts hinwies noch andere Studien mit anderen Ergebnissen sichtbar machte, sondern diese vielmehr als „vollkommen falsch“ bezeichnete. Damit verletzte er mehrere Grundregeln guter Wissenschaftskommunikation, die umso strikter einzuhalten sind, je prominenter eine Wissenschaftler*in in der Öffentlichkeit sichtbar ist. Zu diesem Befund kommt auch Marc-Denis Weitze, Privatdozent für Wissenschaftskommunikation an der TU München, der dem Podcast „Coronavirus-Update“ von Drosten in seinem 2023 erschienen Buch „Corona-Kommunikation. Eine Krise in Wissenschaft, Politik und Medien“ ein ganzes Kapitel gewidmet hat.
Meine zweite Hauptaussage in dem Beitrag auf cicero.de war, dass Drosten nichts dagegen unternahm, dass der von ihm in Umlauf gesetzten „Faktor 16“ in der medialen und öffentlichen Kommunikation vollkommen unkritisch übernommen wurde. Eine Debatte über den Ursprung und die Validität dieses Faktors blieb aus. Die Faktenchecker verzichteten verstörender Weise vollständig darauf, Drostens Quellen zu prüfen.
Meine dritte Hauptaussage war, dass z. B. Von Laaer, Streeck oder Ioannidis nie umgekehrt Drosten als Pseudoexperten, Verschwörungstheoretiker oder Verbreiter von komplettem Unsinn bezeichnet haben, bloß weil er die Gefahrenlage von Covid-19 anders einschätzt oder Studien mit anderslautenden Ergebnissen zitiert. Drostens Ton und Diskussionsstil schadet dem – wissenschaftlichen wie öffentlichen – Diskurs. „Debatten fördern, trotz allem“ lautet daher eine Empfehlung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in ihrer Corona-Aufarbeitung, aber ebenso die Notwendigkeit einer „Vielfalt der Perspektiven“.
Alle Studien weisen Limitierungen auf
Nun zur Kritik an den von mir zitierten Studien. Im Gegensatz zur Quelle des „Faktors 16“ von Drosten, der Übersichtsstudie des Teams rund um Gideon Meyerowitz-Katz, werden diese von den WU-Professoren in ihrem Gastblogbeitrag sehr kritisch beurteilt. Wenig kollegial ist, dass sie dabei den Beitrag, den diese wissenschaftliche Feldforschung sehr früh in der Pandemie (Ioannidis et al. 04/2020, Streek et al. 06/2020, von Laer et al. 06/2020) geleistet hat, in keiner Weise würdigen. Rückblickend kann natürlich jede dieser Studien kritisiert werden, sie sind damit aber nicht „falsch“, sondern ein wichtiger Teil des wissenschaftlichen Prozesses auf der Suche nach einem besseren Verständnis wesentlicher Kennzahlen der Pandemie. Dass es beispielsweise in der von den Autor*innen als „Leuchtturmstudie“ bezeichneten Feldstudie nur zwei Covid-19-Todesfälle gab, macht sie zwar nicht besonders repräsentativ; das liegt aber an der relativ geringen Zahl an tödlich verlaufenen Erkrankungen in Ischgl. 9 Krankenhauseinweisungen und zwei Todesfälle bei einer zu 42,4% mit Covid-19 Infizierten Bevölkerung von 1.867 Einwohner*innen lassen eher den Schluss zu, dass ein Faktor 16 oder gar „über 20“ (Drosten für Deutschland) schon im Frühjahr 2020 nicht plausibel war.
Hätten die WU-Blogger gleiches Maß an die im Dezember 2020 schließlich publizierte Übersichtsstudie des Meyerowitz-Katz-Teams angelegt, hätten sie ebenso viele Limitierungen finden können. Diese werden von den Autoren zum Teil auch selbst angeführt. Dennoch war diese Übersichtsstudie zweifellos ein wichtiger wissenschaftlicher Beitrag, um das Risiko von Covid-19 besser einzuschätzen, weshalb ich sie auch in meinem Buch „Lob der Grundrechte“ prominent zitiere. Als Basis für eine auf die gesamte Bevölkerung bezogene IFR eignet sie sich jedoch wenig. Wie schon der Titel der Arbeit „Assessing the age specificity of infection fatality rates for COVID‑19” zeigt, ging es den Autoren vor allem darum, den enormen Altersgradienten bei der Sterblichkeit abzuschätzen. So liegt zwischen der IFR von Kindern und über 85-jährigen Menschen ein Faktor 10.000. Dieser sagenhafte Risiko-Spread wird auch dadurch erklärt, dass das Durchschnittsalter der an (und mit) Covid-19 Verstorbenen anfangs oberhalb der Lebenserwartung lag. Genau dieser Gradient hätte die Risikokommunikation bestimmen müssen und nicht ein „Faktor 16“, der Alt und Jung in einen Topf wirft und allen gleichermaßen Angst macht.
Verwechslung von IFR und CFR?
Bleibt die Unterstellung der WU-Blogger, ich hätte IFR (Infektionssterblichkeit) und CFR (Fallsterblichkeit, bezogen auf die mittels Tests diagnostizierten Erkrankungen) verwechselt. In meinem aktuellen Buch „Lob der Grundrechte“ habe ich der definitorischen Unterscheidung von CFR und IFR einen ganzen Abschnitt gewidmet und die häufige Verwechslung am Beispiel Bill Gates illustriert, der am Beginn der Pandemie im New England Journal of Medicine publizieren durfte und auf Basis dieser Verwechslung eine „once-in-a-century pandemic“ verkündete. Damit löste er eine weltweite Alarmstimmung aus, Angela Merkel folgte seiner Rhetorik mit der Verlautbarung eines „Jahrhundertereignisses“, was in Anbetracht von Asien-Grippe 1957 und Hongkong-Grippe 1968 eine fragwürdige Begriffswahl ist. Auch der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus schaffte es bei einer Pressekonferenz im März 2020 nicht, unmissverständlich zu kommunizieren. Er sprach davon, dass „weltweit 3,4 Prozent der berichteten Fälle von Covid-19 verstorben sind“ (was auf eine Case Fatality Rate hindeutet) und fügte hinzu: „Zum Vergleich: die saisonale Grippe tötet weit weniger als 1% der Infizierten.“ Der WHO-Chef verglich hier entweder Äpfel (CFR) mit Birnen (IFR) oder er meinte zweimal die Case Fatality Rate.
Die Fehleranfälligkeit ist so hoch, dass selbst das hier angesprochene Science Media Center die IFR zwar korrekt definiert (Rate der Todesfälle unter den Infizierten) aber dann mit Case Fatality Rate falsch benannt hat. Statt diesen Fehler des SMC zu erkennen, lasten Berger und Crespo Cuaresma ihn mir an. Das SMC gibt die – irrtümlicher Weise als CFR bezeichnete – IFR korrekt mit 0,1 bis 0,2 Prozent an. Bezogen auf die 0,68 IFR bei Covid-19 (0,77 für Europa) in der von Berger/Cuaresma angeführten weiteren Studie von Meyerowitz-Katz, die ich ebenfalls in meinem Buch zitiere, ergäbe das einen Faktor 3,4 bis 6,8 (für Europa 3,85 bis 7,7) statt 16 bis „über 20“.
Auch bei den CDC-Zahlen (Centers for Disease Control and Prevention) verwechsle ich nicht CFR mit IFR. Zwar habe ich die gelb gefärbten Zahlen („hospitalizations“) als Berechungsbasis für die CFR und die grau gefärbten („illnesses“) als Berechnungsbasis für IFR gelesen, was zugegebenermaßen nicht ganz präzise ist. Doch handelt es sich bei „illnesses“ ebenso wenig um die Berechnungsbasis für die CFR, da diese sich, wie Berger und Crespo Cuaresma bestätigen, aus Diagnosen beim Arzt oder im Spital zusammensetzt, weshalb „hospitalizations“ der nähere Indikator sind. Die CDC-Zahlen für „illnesses“ sind hingegen eine Modell-gestützte Abschätzung von symptomatischen Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung. Das ist ein Wert zwischen einer IFR, die auch asymptomatische und subklinische symptomatische Infektionen miteinschließt, und der CFR. Subklinische symptomatische Infektionen machen nach Furuya-Kanamori et al. 25 bis 62 Prozent aller Infektionen aus. Mit dieser Hilfe berechnet das Meyerowitz-Katz-Team auf Basis der CDC-„illnesses“ die IFR für das Grippejahr 2018/19 und kommt so auf 0,04 bis 0,08 Prozent (im Schnitt 0,06%). Diese Berechnung bezieht sich jedoch, und das muss betont werden, nur auf eine einzige Grippe-Saison. Das ist vermutlich auch der Grund, weshalb diese Referenzzahl in den schwer auffindbaren Anhang O wanderte, sonst wäre rasch sichtbar geworden, dass sie sich nur auf ein einzelnes Jahr bezog. 2018/19 war zudem kein „aggressives“ Grippe-Jahr in den USA. Zieht man stattdessen bei gleicher Berechnung das aggressivere Grippe-Jahr 2014/15 heran, ergibt sich sprungartig eine IFR von 0,1% (0,07 bis 0,13 Prozent), ein Wert, der im vom Science Media Center angegebenen Bereich liegt. Statt diese Limitierung aufzuzeigen, „konsolidieren“ Berger und Cuaresma sie im gleichen Stil wie Drosten mit der Aussage: „Rückblickend lässt sich festhalten, dass die Grippe-IFR wohl im Bereich von 0,04 bis 0,08 Prozent liegt.“ Dieses „Festhalten“ wird durch die Tatsache, dass auch 2014/15 nicht das schwerste Grippe-Jahr der jüngeren Zeit war, noch fragwürdiger; das Science Media Center gibt zum Beispiel für die Asien-Grippe 1957 eine IFR von 0,5% an.
Weitere signifikante Limitierungen wie die Vermengung von gestorben „mit“ und „an“ sind bei Meyerowitz-Katz nicht berücksichtigt. Unterschiedlichen Quellen zufolge starben zwischen 17% und 86% der statistisch erfassten Covid-19-Todesfälle“ mit, aber nicht an Corona. 86% von 0,68% (0,77%) – s. o. – wären 0,58% (0,67%); 17% wären 0,12% (0,13%) IFR für Covid-19, was ein Covid-19-Influenza-Tödlichkeitsverhältnis von 0,65 bis 6,7 für Europa ergäbe – nur durch die Berücksichtigung zweier wesentlicher Limitierungen! Die Limitierungen dominieren somit die Suche nach Antworten auf die gegenständliche Frage – wie gefährlich ist Covid-19 im Vergleich zur Influenza und welche Maßnahmen sind daraus folgend gerechtfertigt? – vollständig; ganz abgesehen vom enormen Altersgradienten. Das ist für den kommunizierenden Wissenschaftler ebenso entscheidend wie für den prüfenden Verfassungsgerichtshof.
Gesamtbild nur mit weiteren Indikatoren
Was kann man im Fall derartiger Bandbreiten und Unsicherheiten tun? Ein möglicher Weg ist eine Plausibilitätsprüfung anhand weiterer Daten und Fakten zu epidemiologischen Schlüsselparametern wie: Krankenhausbelegung (1) Krankheitslast durch schwere akute Atemwegserkrankungen (SARI) (2), Übersterblichkeit (3), Gesamtsterblichkeit (4) sowie den statistisch erfassten Todesfällen (5). Professionelle Wissenschaftskommunikation beinhaltet immer solche Plausibilitätsprüfungen, vor allem wenn es um Kennzahlen geht, mit denen massive Grundrechtseinschränkungen begründet und/oder gerechtfertigt werden.
1. Gemäß Statistik Austria ging die Krankenhausbelastung in Österreich vom Jahr 2019 auf das Jahr 2020 um 17 Prozent zurück. Auf der Normalstation wurde die systemkritische Auslastung von zehn Prozent und auf der Intensivstation von 30 Prozent kurzzeitig Ende November 2020 überschritten, sonst nie. Über den gesamten Pandemiezeitraum betrachtet waren zwei bis drei Prozent aller Aufnahmen auf die Normal- und fünf bis sechs Prozent auf die Intensivstation auf die Haupt- und Nebendiagnose Covid-19 zurückzuführen. Überfüllte Krankenhäuser gab es im Winter auch vorher regelmäßig, ohne dass es zu Eingriffen in die Grundrechte kam.
2. In einem im Oktober 2024 vom Robert Koch Institut (RKI) publizierten Vergleich der Krankheitslast aller schweren akuten Atemwegserkrankungen (SARI) über neun Wintersaisonen von 2015/2016 bis 2023/2024 fällt der Winter 2020/2021 nicht besonders aus dem Rahmen.
3. Auch die vergleichsweise geringe Übersterblichkeit 2020 und 2021 und die höhere Übersterblichkeit 2022, als die Pandemie praktisch vorbei war, passt nicht mit einem frühen Faktor 16 zusammen. Wäre Covid-19 tatsächlich 16- bis 20mal gefährlicher und tödlicher gewesen, hätte die Übersterblichkeit 2020 und 2021 deutlich höher ausfallen müssen.
4. Die Gesamtsterblichkeit war in Deutschland laut Statistischem Zentralamt in der Kalenderwoche 10/2018 – während einer „aggressiven“ Grippesaison – höher als in jeder einzelnen Kalenderwoche während der COVID-Pandemie 2020 und 2021. Das ist mit einem Faktor 20 nicht vereinbar.
5. Laut AGES verursacht die Influenza in Österreich jährlich bis zu 5.000 Todesfälle, laut science ORF bis zu 6.100. Wäre Covid-19 um einen Faktor 10 bis 20 tödlicher, hätten im ersten Pandemiejahr 50.000 bis 122.000 Menschen sterben müssen, doch es starben nach Statistik Austria 6.491 Personen (im Schnitt über 80 Jahre alt) an oder mit Covid-19 (S. 20). Ursächlich an Covid-19 starben deutlich weniger. Das hier ist keine „Kleinrechung“, sondern es sind die offiziellen Todeszahlen für Covid-19 der Statistik Austria für 2020 und die offiziellen Schätzungen der AGES für ein „aggressives“ Grippe-Jahr (2016/17). Daraus ist eindeutig kein Faktor 16 ableitbar.
Fazit: Waren es am Ende die Lockdowns, die uns vor höheren Todeszahlen gerettet haben? Viele Studien, die Lockdowns keine wesentliche Wirksamkeit bescheinigen, widersprechen dieser Annahme (Bendavid et al. 2021; Bjørnskov 2021; Allen 2021; Herby, Jonung & Hanke 2022; RKI-Protokolle 16.12.2020, TOP 2). Vor allem aber müsste Schweden, wenn die Annahme zuträfe, eine enorme Übersterblichkeit aufweisen, weil das Land auf Lockdowns verzichtet hat. Doch Schweden steht in allen dem Autor bekannten Übersterblichkeitsvergleichen besser da als die Lockdown-Länder (Schwedisches Statistikamt; Plos Medicine; WHO, BiB; European Jouornal of Public Health). Der Lockdown, der sprachlich aus dem Gefängnismanagement stammt – eine Strafmaßnahme für sich fehlverhaltende Häftlinge – und in der Pandemie zuerst in China verordnet wurde, kam bis 2019 nicht in der WHO-Liste von Pandemiemanagementmaßnahmen vor (S. 13-18). Auf die abstrakte Frage hin, ob eine westliche Demokratie in einer Krise lieber dem autoritären Weg Chinas oder dem demokratischeren Weg Schweden folgen soll, würde sich vermutlich eine klare Mehrheit für Schweden aussprechen. 25 Grundrechtseinschränkungen haben in Lockdown-Ländern die Gesellschaft tief gespalten – und das Vertrauen in öffentliche Einrichtungen nachhaltig erschüttert. Das hätte vermieden werden können, wenn die Regierung auf warnende Stimmen wie John Ioannidis, Bendavid Katz, Jay Battacharya, Stephan Willich oder Anders Tegnell gehört hätte. Wenigstens könnte es in zukünftigen Krisen vermieden werden, sofern wir als Gesellschaft im Zuge einer sorgfältigen Aufarbeitung des Pandemie-Managements etwas lernen wollen.
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