„Zahlen steigen“, „Experten warnen“, es gebe bei den Corona-Zahlen eine „sehr schnelle Entwicklung nach oben“ (Zib Flash, 22. 2. 2021, abends), der Experte Peter Klimek vom Complexity Science Hub war heute im Morgenjournal interviewt worden, in der ZiB 100 wurde am Tag, an dem die Neuinfektionen von 1530 (20. 2.) 1052 (21. 2.) gesunken waren, von „steigenden Zahlen“ berichtet. So etwas gab es noch nie: Dass an einem Tag, an dem die Zahlen deutlich gesunken waren, um immerhin ein Drittel, steigende Zahlen die Titelschlagzeile in der ZiB 100 waren. Man mag einwenden, dass der Experte die Zahlen vom Vortag meinte, aber am 20. 2. lag die Zahl der Neuinfektionen über 2100! (Ich habe den Indikator der täglichen Neuinfektionen = positive Testergebnisse ja nicht erfunden, aber wenn man sie einführt und täglich prominent präsentiert als Zahl Nummer 1, dann muss man ihre Entwicklung auch berichten finde ich!) Man mag auch einwenden, dass die 7-Tages-Inzidenz am Steigen ist, doch auch das trifft nur für 13.-20. 2. zu, am 21. blieb diese Zahl konstant und am 22. ging auch sie zurück. Weitere Schlüsselzahlen: Die Zahl der Personen im Krankenhaus sinkt und so niedrig ist wie seit Mitte Oktober nicht mehr, also die niedrigste Zahl seit vier Monaten. Auch auf den Intensivstationen befanden sich gestern so wenige Covid-19-Patient*innen wie zuletzt am 29. Oktober 2020.

An so einem Tag, angesichts dieser vier – öffentlichen – Schlüsselzahlen, mit einer Spitzenmeldung an die Öffentlichkeit zu gehen (die meisten ZiB-Seher*innen prüfen vermutlich die Zahlen in der ORF-Tabelle nicht nach), dass „die Zahlen steigen“ und „eine sehr schnelle Entwicklung nach oben“ stattfinde, halte ich für unseriösen Journalismus und verantwortungslose Angstmache. Der im Morgenjournal interviewte Experte vom Complexitiy Science Hub ließ durchklingen, dass er am liebsten schon wieder Maßnahmenverschärfungen sehen würde. Unsäglich ist seine abschließende Formulierung, „es brauche vielleicht „Weckruf“ in Form in Form einer neuen Welle, um die Bereitschaft, die Maßnahmen gegen CoV mitzutragen, wieder zu erhöhen“ (zitiert von orf.at): Es braucht also eine neue Welle – deren Kommen zum Glück nicht sicher ist, hoffentlich kommt sie nicht! – damit die Menschen bereit sind, Maßnahmen gegen CoV mitzutragen! Was ist das Ziel des Experten? Vielleicht wurde er ja nur unglücklich vom ORF widergegeben. Aber wäre es nicht besser, es käme keine neue Welle, wodurch vielleicht die Bereitschaft der Menschen, harte (unverhältnismäßige) Maßnahmen mitzutragen, sinken würde – wäre das das größere Übel als eine neue Welle? Ich erwarte mir vom ORF eine genauere und nüchternere Berichterstattung.