Ursprünglich war nur eine Reise Anfang 2025 zum Aufbau der GWÖ in Japan geplant Doch spontan ergab sich eine zweite Gelegenheit: Ich wurde eingeladen, bei der Eröffnungsveranstaltung des neuen Global Risk Center an der Universität Nagasaki ein Keynote zu halten. Eine globale Wirtschaft, die nciht auf die Stabilität der Ökosysteme, den sozialen Zusammenhalt, die Demokratie und die Menschenrechte achtet, stellt ein großes Risiko für die Zukunft der Menschheit dar. In meiner Grundsatzrede habe ich eine Gemeinwohl-Ökonomie als Lösungsansatz vorgeschlagen:
→ Keynote lecture an der Universität Nagasaki
Da auch eine ganze Reihe von Nebenveranstaltungen auf dem Programm standen – Austausch mit Studierenden der Globis-Universität, Treffen mit Vertreter*innen der Friedensbewegung, die 2024 den Nobelpreis für ihr Engagement für nukleare Abrüstung und die Abschaffung von Atomwaffen erhielt; ein Interview durch eine nationale Nachrichtenagentur und ein Besuch des Atombombenmuseums in Nagasaki – konnte ich dieser Einladung nicht widerstehen. (Die erste Einladung zu einem Vortrag an der Universität Osaka im Juli 2024 hatte ich online gehalten.) Außerdem beinhaltete dieser erste Besuch einen langen Lauf zu einem einsamen Strand in der Winterzeit, was ein „Highlight“ dieser ersten Runde war.
Meine zweite Reise Anfang Februar 2025 führte mich Tokio, sie setzte sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Formate zusammen – für alle relevanten Akteure der jungen GWÖ-Bewegung in Japan. Die „Komposition“ war durch und durch stimmig, und ich genoss ein Element mehr als das andere:
→ Übersicht der Aktivitäten der 2. Reise 2025
Das erste Format war ein Treffen mit japanischen GWÖ-Mitgliedern zum tieferen Austausch, an dem etwa 25 Mitglieder teilnahmen. Dieses „zirkuläre“ Treffen – wir waren in einem Redekreis angeordnet – war berührend und herzerwärmend. Die vielen Fragen bildeten einen bunten Regenbogen, von „Wie funktioniert Spüren?“ bis „Wie gehen Sie mit Widerstand um?“ Es war eine sehr menschliche Begegnung, und es war offensichtlich, dass sich der Kreis des GWÖ im Land bereits zu weiten begann.
Die zweite Veranstaltung war eine öffentliche Vorstellung des Modells und der Bewegung. Das Team von ECG Japan hatte alles perfekt vorbereitet, und fast 80 Teilnehmer*innen vor Ort zeugten von einem regen Interesse, weitere 30 folgten online. Ich begann meine Präsentation mit einer Interaktion zum Thema „Beziehungswerte“, was wunderbar funktionierte – wie bisher überall auf der Welt. Auf meinen Beitrag folgte eine Podiumsdiskussion mit drei hochkarätigen Rednern: Ichiro Takahashi, Präsident der Seibu Shinkin Bank; Yasutoshi Tashima, Geschäftsführer der Japan Workers‘ Co-operative Union und Kenichi Kato, Bürgermeister der Stadt Odawara. Die Resonanz war überwältigend, alle strahlten danach.
Zwischen den Hauptveranstaltungen gab es ein weiteres Medieninterview mit einer Fernsehjournalistin. Zwischen den beiden Reisen war das Dezember-Interview in mehreren regionalen Zeitungen, z. B. in Kyoto, veröffentlicht worden.
Ein weiterer Höhepunkt war die Fortsetzung des Austausches mit den Studierenden der Globis University, die von Prof. Naoyuki Honmura betreut wurden. Sie beschäftigten sich intensiv mit dem Konzept der „Menschenwürde“ und waren begierig darauf, sehr tief einzutauchen. Es war ein veritables Philosophie- und Ethik-Kolloquium, das noch tagelang hätte weitergehen können!
Schließlich war der – ebenfalls öffentliche – Workshop für GWÖ-Anwendende ein Lackmus-Test für die junge japanische GWÖ-Bewegung: Wie wird die Resonanz in der japanischen Gesellschaft ausfallen?
Dem Team gelang es, eine beeindruckende Anzahl von Unternehmersvertreter*innen aus verschiedenen Sektoren einzuladen und sie in eine konzentrierte Gruppenarbeit zu leiten. Alle waren vollzählig anwesend, viele gingen mit einem Lächeln und dem Buch nach Hause. Kurz gesagt: Mission erfüllt! Nicht wenige nahmen zudem an der Dinnerparty teil. Ich bin sicher, dass diese Erfahrung zu relevanten GWÖ-Pionier*innen, neuen Kontakten und einem starken Momentum für die Bewegung in Japan führen wird.
Ein häufiges Feedback war, dass der GWÖ sehr ähnliche Werte immer schon tief in der japanischen Kultur und ethischen Tradition verwurzelt sind. Dank dieser Beobachtung habe ich die Hoffnung, dass Japan seinen Weg zwischen dem amerikanischen Finanz- und Konzernkapitalismus einerseits und dem Sozialismus chinesischer Prägung andererseits finden wird. Eine Teilnehmer*in sagte: Die Gemeinwohl-Ökonomie war immer schon in meinem Herzen, aber ich war mir dessen nicht bewusst. Jetzt bin ich es.
→ GWÖ Japan
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